BOB SALA’S BLOG. Hier finden sich Gedichte und andere harmlose Absätze aus meinen laufenden Notizbüchern. Gelegentlich verlinke ich auch neue Podcastfolgen von “Im Radio das Meer”. Mehr über mich gibt es unter diesem Link.
Ein Bewohner von Mlejnas und Tlön
Trank Bier und las in Borges Geschichte der Nacht, „der Schädelknochen, das geheime Herz“, und jetzt, ein paar Stunden später, die roten Tintenflecken wie Blut auf den weißen Bettlaken.
Bildschirm
Doch es reicht nur für geschundene Zeilen. Bevor sie mich abholen, die küssenden Fährleute in ihren Mänteln. Sie warten. Das Ende einer Erzählung innerhalb eines Traumes von gelbgrünem Blech. Das Unerkannte entspricht mir ja im Grunde. Will jetzt schwimmen. Im Salz. Im Sand. An der Seite eines verstreuten Kapitäns. Die Finger werden taub. Und irgendwie traurig. Exegese der Verse eines Schirmes aus Bildern.
Gedicht
Die Vorhänge sind Mäntel im Wind, die Bücherregale krümmen ihr Holz den Jahren entgegen wie die Tinte an den Kuppen seiner Hemdsärmel
Splitter
Du sagtest, du wollest
in meine Iris steigen,
mir den Splitter klauen,
das Blau eimerweise abtragen
und damit das Haus anstreichen
in dem du schreiben willst
Sehr einfache Träume
Ich träume daß ich auf einer Lichtung warte
Ich träume daß ich Blumen esse wie Baudelaire
Ich träume daß ich durch ein Zuckerfeld wandere
Ich träume von einer Kinoreklame
Sieben abgepackte Herzen (schlagend)
verschmolzene Trophäen, auch die stehenden Haare deiner Politik der Wahrheit, geschneidert auf einer Endstufe im Jahr 1987, die Wasseraugen im Wind, niemals wieder, schwörtest du
The Swimming Poem
In Vorbereitung
weiterer Gedichte
entschwamm der Sommer
unseren Salzaugen
Welche farbe hat die wüste nachts?
Die Stufen zur Bühne sind aus altem Holz und erinnern mich an die roten Planken der Pilar, dem kleinen Fischerboot Hemingways auf Kuba, von dem ein Farbfoto über dem Schreibtisch meiner ersten Studentenwohnung hing.
Nachtzug vor die Hunde
Deine verschwenderischen Verse
halten uns den Himmel
unter Wasser
Das Theater der Häute
Endlose Nahaufnahme. Ich habe die Welt verlassen, begehe Gedichte. Das Romanhafte ist lachhaft unglaubwürdig.
Ein Roman aus den Pailletten von Josephine Baker
die Gedichte von Octavio Paz in einer Plastiktüte
der weiche Rauch in deinen Flügeln
Träume von Fingerabdrücken
den Blüten verstreuenden Vorführern des Kino Renoir
Dezembermorgen
Bleib ich nackt
und entscheide mich verborgen
Mit weichem Herzen
jetzt, für den Dezembermorgen
Mondbrand
ein Portrait ohne Augen
vorgeschobenes Ende
abgezählte Türklinken
aufgewärmtes Papier
das Polaroid eines Schattens
Holt die Netze Stardust Kids
Wir werfen Blätter ins Wasser
eisern tauchend im Schaum
zwischen Coladosen und Motoröl
ersäufen wir unseren Traum
Morro dos Cabritos
und man sieht den Regen
in den Laternenkegeln der
Rua Joaquim Nabuco und riecht
das Meer edel überschlagend im Rücken
und in der Ferne die Lichter
dieser Nacht
Der letzte Leser von Christoph Derschau
ausnahmslos jedem zug nachgesehen will
nur den nachtzug gerade so betreten und
selbst das ohne gewähr sie haben
hier am gleis die laternen
gelöscht und die fahrpläne
Fetzen
Tropfen punkten Fenster blind
wild tanzen leere Stunden
ich bleib zurück als Narbe
dieser schäumend schönen Wunden
Pflaumenbaum
Die Bleistiftkästen in der Werkstatt meines Großvaters.
Jede meiner Wohnungen, in der jetzt jemand anderes lebt.
Die Holzstühle in meiner alten Schule.
Der leere Waldweg, wenn ich nicht darauf laufe.